Venus (Astrologie)

Venus in der illuminierten Handschrift De Sphaerae (ca. 1470)

Venus ist im geozentrischen Weltbild der westlichen Astrologie einer der klassischen sieben Planeten. Das astrologische Symbol ist ♀ (Unicode U+2640). Der Planet Venus ist der erdnächste und zugleich hellste Planet (abgesehen von Sonne und Mond, die in der Astrologie als Planeten gelten), wenn er als Morgenstern vor Sonnenaufgang am Osthimmel oder als Abendstern nach Sonnenuntergang am Westhimmel erscheint. Mit einer durchschnittlichen Tagesbewegung von 1° 12' bewegt sich die Venus etwa ebenso schnell wie die Sonne durch den Tierkreis, den sie während einer synodischen Periode von rund 584 Tagen einmal durchläuft, wobei sie etwa alle 18 Monate für ungefähr 40 bis 44 Tage rückläufig ist. Als einer der unteren Planeten steht Venus niemals in Opposition zu Sonne. Mit einer maximalen Elongation von 48° kann sie höchstens im Halbquadrat zur Sonne stehen und knapp im Quintil zum Merkur.

Venus-Tafel des Ammi-saduqa (Britisches Museum)

Das älteste erhaltene Schriftdokument zur Planetenbeobachtung, die Venus-Tafeln des Ammi-saduqa, enthalten bereits die synodische Periode von 584 Tagen und machen Angaben zur Sichtbarkeit der Venus am Morgen- und Abendhimmel. Dabei spielt der sogenannte 8-Jahres-Zyklus der Venus eine Rolle. Dieser Zyklus beruht darauf, dass 5 synodische Umläufe der Venus (5 × 583,92 = 2919,60 Tage) ziemlich genau 8 Jahren (8 × 365,24 = 2921,92 Tage) entsprechen. Das heißt, das nach fast genau 8 Jahren Sonne und Venus am Erdhimmel wieder in der gleichen Position stehen. Diese babylonischen Beobachtungen haben über die Geschichte der frühen Astronomie hinaus Bedeutung, da sich daran unterschiedlich Ansätze für die absolute Datierung festmachen, also die verschiedenen Chronologien der altorientalischen Geschichtsschreibung, die sich jeweils um Vielfache von 8 Jahren in ihren Ansätzen unterscheiden. Entsprechend dieser unterschiedlichen Ansetzungen bewegen sich die Datierungen für die überlieferten Beobachtungen der Venus-Tafeln zwischen 1703 und 1543 v. Chr.

In der mesopotamischen Mythologie war die Venus das Gestirn der Göttin Inanna, die im sumerischen Pantheon als weibliche Gottheit der Liebe und Fruchtbarkeit eine führende Position einnahm. Der sumerischen Inanna entspricht die akkadische Ištar, die semitische Astarte und die altiranische Anahita, wobei die von Anfang an bestehende Dualität in der Natur der Göttin von Gewalttätigkeit und Wollust einerseits und Hingabe und Liebe andererseits auf die Verkörperungen als Morgen- bzw. Abendstern übertragen wurde. In der Antike wurde Venus von den Griechen ganz entsprechend mit Liebesgöttin Aphrodite identifiziert. Die Entsprechung bei den Römern war die Göttin Venus. Diese Identifikationen prägten auch die astrologische Ikonografie in Mittelalter und früher Neuzeit. Typisches Attribut bildlicher Darstellungen ist daher der Spiegel. Das Planetensymbol ♀ kann auch als ein stilisierter Spiegel gedeutet werden.


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